Das Münster in der Philatelie – Der Reichsanschluss (1940-1944)

Am 19. Juni 1939 schreiten die Deutschen Truppen in Straßburg ein. Unverzüglich wird eine Fahne mit Hakenkreuz auf dem Münsterturm gehisst. Schon am 28. Juni besucht Hitler höchstpersönlich das Münster, für das er große Pläne hegt: Er will daraus ein „Nationalheiligtum des Deutschen Volkes“ machen, sobald der endgültige Sieg errungen sei. Bis dahin bleibt das Münster vorerst geschlossen.

Die Deutschen Behörden veröffentlichen keine einzige Briefmarke auf die das Straßburger Münster abgebildet ist. Dennoch ist das Gebäude durchaus präsent, und zwar auf zahlreichen Stempeln zwischen 1940 und 1944. Allerdings weisen die deutschen Entwertungen und Postsiegel dieser Zeit eine markante Besonderheit auf: Bestimmte Buchstaben dienen der Zuordnung zum Postamt bzw. -schalter, in/an dem die Sendung gestempelt wurde. Einige der Straßburger Postämter haben bis zu zwanzig unterschiedliche Stempel verwendet, die jeweils mit einem Buchstaben von a bis u versehen waren.

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22.10.40 – Sonderstempel „STRASSBURG (ELS)“ auf einer Sendung frankiert mit den Marken Hindenburg-Medaillon, Deutsches Reich (1932-1939), 6 pf in grüner Farbe, mit versetztem Elsaß Überdruck. Der Buchstabe a ist unterhalb der Zahl 13 zu erkennen.
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22.10.40 – Sonderstempel „STRASSBURG (ELS)“ auf einer Sendung mit den Marken Hindenburg-Medaillon, mit Überdruck Elsaß. Der Buchstabe b ist unterhalb der Zahl 13 zu erkennen.

Die neuen Herrscher nutzen das Münster für die eigene Propaganda. Sport und körperliche Ertüchtigung werden stark gefördert. Die Anstrengung stählert den Körper, sie stärkt die Disziplin und den Teamgeist. Die Reichspost begleitet die unterschiedlichen Sportveranstaltungen indem sie zahlreiche Sonderstempel produziert, wie beispielsweise den in der Abbildung gezeigte, dem Rudersport gewidmete Sonderstempel. Deren bildliche Zusammensetzung ist allerdings reine Fantasie, denn eine derartige Ansicht ist in Wirklichkeit unmöglich.

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6.4.1941 – Sonderstempel „STRASSBURG (ELS) / Tag des Rudersports“, Postkarte mit der Marke Hindenburg-Medaillon 6 pf in grüner Farbe, Überdruck Elsaß.

Die durchaus betriebsamen NS-Behörden stellen auch große Propaganda-Ausstellungen zusammen, die die angebliche Überlegenheit der Deutschen Kultur auf die ihrer europäischen Nachbarn unter Beweis stellen sollen. Bisweilen geben solche Ausstellungen auch den Anlass zum Einsatz eines Sonderstempels, wie etwa die erste Propaganda-Ausstellung über die Deutsche Wirtschaftskraft. Diese wird vom 29. August bis 21. September 1941 gehalten und erzielt mit über 500.000 Besuchern einen großen Erfolg. Der dazugehörige Stempel zeigt eine Frontalansicht der Fassade des Straßburger Münsters, worüber wie immer ein Hakenkreuz schwebt.

Edgard Nullans
Übersetzung: Stéphanie Winzerith

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29.8.41 – Sonderstempel „STRASSBURG (ELSAZ) / AUSSTELLUNG 29.8-21.9.1941 / DEUTSCHE WIRTSCHAFTSKRAFT“, Sendung mit einer Marke der Dauerserie Hitler, Deutsches Reich, 8 pf in rot.
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