Die Eibe

Betreff: Münster

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Der Baum der Unsterblichkeit.

Die Eibe, auch Taxusbaum genannt, wird in Französisch einsilbig als „if“ bezeichnet – ein Wort, das wahrscheinlich mit dem gallischen „ivos“ verwandt ist und den Ursprung des Vornamens Yves lieferte.  Der lateinische Name „taxus“ stammt vermutlich von einer indoeuropäischen Wurzel ab, die „geschickt arbeiten“ bedeutet und sich auf die Verwendung des extrem harten Eibenholzes bezieht.

Oft in der Nähe von Friedhöfen gepflanzt, hat die Eibe mit ihrem immergrünen Laub einen großen symbolischen Wert in Verbindung mit dem Totenkult. Einerseits wird sie aufgrund ihrer eigenen Langlebigkeit mit der Unsterblichkeit verbunden, andererseits aber auch mit Abtreibung und Tod aufgrund ihrer Toxizität: mit Ausnahme der roten Samenmäntel sind all ihre Bestandteile giftig.

Entsprechend ist es naheliegend, zahlreiche Darstellungen der Eibe in der christlichen Bildkunst wiederzufinden, um die Gläubigen an ihrem Menschsein zu erinnern. Im Straßburger Münster ist sie im unteren Teil des linken Flügels dargestellt, zwischen einem Leimkraut und einem Stiefmütterchen.

Betreff: Flora

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Taxus baccata L. – Eibengewächse (Taxaceae)

Die europäische Eibe ist ein nicht-harziger Nadelbaum aus der Familie der Eibengewächse (Taxaceae). Der sehr langsam wachsende Baum liefert dichtes, unverrottbares Holz mit hoher mechanischer Festigkeit. Bis ins Mittelalter hinein wurde das Holz zur Herstellung von Langbögen und Armbrüsten verwendet. Eine Eibe kann bis zu 25 Meter hoch und über zweitausend Jahre alt werden.

Ihre Blätter bestehen aus leichtweichen und flachen Nadeln, deren Oberseite dunkelgrün und deren Unterseite etwas heller ist. Der Samen ist von einem attraktiven roten, gallertartigen Becher umgeben – der als Arillus (Samenmantel) bezeichnet wird –, was seine Verbreitung durch Vögel erleichtert: Diese fressen den Samen und tragen ihn in ihrem Darm weiter ohne ihn zu verdauen. Dieser Arillus ahmt die Struktur fleischiger Früchte der blühenden Pflanzen nach. In Wirklichkeit handelt es sich nur um ein Simulakrum, denn dieser fleischige, den Samen umgebende Teil, stammt nicht aus dem Eierstock, sondern aus einem Blattgewebe, das sich an der Basis der Eizelle entwickelt. Es ist der einzige essbare Teil der Eibe. Alle anderen Teile der Pflanze sind hochgiftig, weswegen die Eibe an allen Stellen, an denen das Vieh sie abfressen könnte, ausgerottet wurde.

Das toxische Molekül der Eibe, das Paclitaxel, wird heute bei der Herstellung von Arzneimitteln zur Krebsbehandlung eingesetzt.

Zum Schluss noch eine gestalterische Nutzung: In der Landschaftsarchitektur eignet sich dieser Baum dank seiner leichten Knospenbildung ganz besonders für die Formschnittkunst, da er die Gestaltung allerlei Formen wie Zapfen, Kugeln, Tiere und dergleichen ermöglicht.

Zeichnung: Jaime Olivares.
Text und Foto: Shirin Khalili.
Übersetzung: Stéphanie Winzerith

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