Am Mittwoch, den 15. Oktober, veranstalteten die Société des Amis de la cathédrale de Strasbourg (Straßburger Münsterverein) und die Fondation de l’Œuvre Notre-Dame (Stiftung Œuvre Notre-Dame) einen Vortrag, der sowohl aufgrund der Referentinnen – zwei Doktorandinnen – als auch aufgrund des Themas „Wissenschafts-Denkmal: Das Straßburger Münster im Spiegel der Forschung ” etwas Besonderes war.

Der Straßburger Münster fasziniert sowohl durch den Reichtum seiner gotischen Architektur als auch durch die Einzigartigkeit seiner Verwaltungsweise. Getreu ihrer jahrhundertealten Mission sorgt die Fondation de l’Œuvre Notre-Dame für die Erhaltung des Münsters und die Weitergabe des für seinen Bauunterhalt notwendigen Wissens. In diesem Sinne stellten kürzlich zwei Doktorandinnen ihre laufenden Arbeiten und wissenschaftliche Forschungen im Zusammenhang mit dem Münster vor.
Vor einem großen und aufmerksamen Publikum berichteten Adèle Cormier, Chemikerin und Agraringenieurin, und Cléa Merucci, Bauingenieurin, von ihren jeweiligen Dissertationen, die in Zusammenarbeit mit der Stiftung Œuvre Notre-Dame initiiert wurden. Ihre sich ergänzenden Forschungsarbeiten untersuchen jeweils einen grundlegenden Aspekt der Nachhaltigkeit der Baumaterialien der Kathedrale.
Adèle Cormier interessiert sich für die Auswirkungen des Klimawandels auf Sandstein, den Hauptbestandteil des Straßburger Münsters. Mithilfe von Laboranalysen und einer kontinuierlichen Klimabeobachtung durch ein Netzwerk von Sensoren und Sonden, die auf dem Münsterturm installiert sind, beobachtet sie die Verwitterungsprozesse des Materials unter verschiedenen Wetterbedingungen. Ziel ist es, zukünftige Entwicklungen des Sandsteins vorherzusagen und Konservierungsstrategien vorzuschlagen, die den kommenden klimatischen Herausforderungen gerecht werden. Ihre Arbeit beleuchtet die komplexen Wechselwirkungen zwischen Stein, Wasser und Temperatur.
Cléa Merucci hingegen forscht zu Bleiverfugungen, einem alten Verfahren, das jedoch nach wie vor in der Restaurierung verwendet wird. Ihre Arbeit konzentriert sich auf das Verständnis des Materials Blei für den strukturellen Einsatz, sowohl in mechanischer als auch in chemischer Hinsicht. Mit einem experimentellen Ansatz zur Untersuchung des Kriechens (Herstellung von Testproben, Labortests) versucht sie, das mechanische Verhalten von Blei unter den Belastungen eines Gebäudes zu charakterisieren.
Ziel ist es, das Wissen über das Material Blei und die Technik des Verfugens zu vergrößern, um die Erhaltung der Baudenkmäler zu optimieren und diese Erkenntnisse gegebenenfalls auf zeitgenössische Bauwerke zu übertragen.
Beide Vorträge stießen auf großes Interesse, was die wachsende Bedeutung der interdisziplinären Forschung im Bereich des baulichen Kulturerbes unterstreicht. Durch die Verbindung von wissenschaftlichen Studien und traditionellem Know-how tragen diese Dissertationen dazu bei, das technische Verständnis der Baumaterialien der Kathedrale zu vertiefen und das Gebäude nachhaltig zu erhalten.
