Die Orgeln der Kirche St. Blasien
Bereits 1769, ein Jahr nach dem Großbrand, der die Kirche und das Kloster St. Blasien verwüstete, verhandelte Fürstabt Martin Gerbert mit dem Orgelbauer Jean André Silbermann aus Straßburg. 1775 vollendete Silbermann seine größte Orgel mit 47 Registern, das letzte große Werk des Meisters.

Als das Kloster 1806 aufgelöst wurde, schenkte sein neuer Besitzer, der Erzherzog von Baden, die Orgel sowie fünf Glocken der St.-Stephans-Kirche in Karlsruhe. Allerdings fand nur ein Teil dieser großen Orgel dort Platz. Bei den Bombenangriffen auf Karlsruhe im Jahr 1944 fielen die St.-Stephans-Kirche und die Silbermann-Orgel den Flammen zum Opfer.
Das heutige Instrument wurde 1912/13 vom Orgelbauer Friedrich Schwarz aus Überlingen gebaut. Er ließ sich dabei vom Stil elsässischer und französischer Orgeln inspirieren. Das Gehäuse ist imposant, es ist 12 m hoch, 7 m breit und 4 m tief.
Die Putti
Auf der Balustrade der Empore stehen zwei Putti-Gruppen, die vom Prospekt der ehemaligen Silbermann-Orgel stammen.
Die linke Putti-Gruppe mit den beiden Putti, von denen der eine das Cello hält und der andere mit dem Bogen das Instrument spielt, verweist auf die Bedeutung der Musik und darauf, dass gute Musik nur durch das erfolgreiche und verständnisvolle Zusammenwirken der Beteiligten entstehen kann. – Der rechte Putto vom Betrachter aus gesehen steht mit seinem linken Bein auf zwei Büchern, was wohl zum Ausdruck bringen soll, dass uns das Wissen und die Bildung einen soliden und sicheren Stand im Leben verleihen.
Die rechte Putti-Gruppe greift diesen Gedanken auf. Aus einem Füllhorn, das der linke Putto hält, kommen lauter Bücher, wobei der rechte Putto sich sogleich eines dieser Bücher schnappt und es gleich lesen möchte. Dies weist hin auf die Wissbegierde und die große Lust auf das Lesen und Gebildet-Sein und erinnert gleichzeitig an den dritten Imperativ der Benediktiner-Regel: Ora, labora et lege.
Bernhard Schmidle
Abb.: Talaner, CC BY-SA 3.0, via Wikimedia Commons