Die Ausstellung “Strassburg 1560-1630” im Frauenwerkmuseum

Am 21. Februar fand eine Führung durch die Ausstellung „Strasbourg 1560-1600. Le renouveau des arts“ statt, an der zwanzig unserer Mitglieder teilgenommen haben.

Nach kurzer Einführung ging Louise Flouquet, Kulturmediatorin, zu einer Auswahl der ausgestellten Gegenstände über. Dabei wurde ersichtlich, wie sehr dieses neue Aufblühen der Künste nicht nur die unterschiedlichen Kunstrichtungen selbst, sondern auch den zivilen und privaten Bereich betraf, wodurch Straßburg in ganz besonderem Glanz erstrahlte.

So auf dem Gebiet der Skulptur. Neben einer bemerkenswerten Brunnenschale mit besonders klarer Linienführung konnte man einen ionischen Pfeiler mit zwei behelmten Frauenfiguren sehen, deren elegantes und fließendes Gewand an den körpernahen Faltenwurf der Antike und der Schule von Fontainebleau erinnert. Unbestreitbar ein gelungenes Kunstwerk! Bei den Zeichnern sticht Tobias Stimmer hervor, dessen Werke eine ganz besondere Anziehungskraft ausüben. So muss hier die Clair-obscur-Bacchanal-Zeichnung erwähnt werden, in der Bewegungen und gut gebaute Körper kräftiger Männer an Bacchus erinnern, den Gott des Weines (links). So steht von Anfang an dieses neue Aufblühen der Künste im Zeichen der Antike.

Die damaligen Künstler beschäftigten sich allerdings auch mit politischen, ethischen und religiösen Themen. Der Beweis ist hier eine satirische Zeichnung mit dem Titel Gorgoneum caput, die Fischart in Zusammenarbeit mit Stimmer geschaffen hat (rechts). Erkennbar ist hier ein Papstkopf, neu zusammengestellt mit unterschiedlichen liturgischen Ornamenten, darunter eine Tiara in Form einer Glocke. Zusammengearbeitet haben beide Künstler ebenfalls bei der Uminterpretation von Ekklesia und Synagoge, in der erstere den Protestantismus und letztere den Katholizismus darstellt und die sich insofern im traditionellen Rahmen der wohlbekannten Theorie der Substitution bewegt.

Und natürlich darf in solch einer Ausstellung die astronomische Uhr nicht fehlen. Neben wunderschönen riesigen Zeichnungen, kann man auch polychrome Figuren bewundern, die unter einer hervorragenden Beleuchtung zu tanzen scheinen. Wobei auch der Faltenwurf die Bewegung unterstreicht, welche die Uhr vorgibt. Übertreibung der Formen und Körperdrehung erinnern uns unwillkürlich an den Manierismus.

Nach vielen schönen Entdeckungen steht man im wunderbar restaurierten Verwaltungssaal. Ein Höhepunkt, der einem den Atem raubt. Die mit architektonischen Mustern versehenen Holztäfelungen glänzen vor einem wie ein neues Goldstück, gleichen richtiger Einlegearbeit, die Formen, Reliefs und Nischen zur Geltung bringt. Ja, und dann die Caissons…ein wahres Schauspiel! Man bleibt sprachlos vor diesem außergewöhnlichen Raum, ein Prunkstück der Renaissance, einzigartig im Elsass. Und man spürt den Wohlstand einer Stadt, die zum Anziehungspunkt für so viele hochkarätige Intellektuelle und Künstler geworden war. „Straßburg, Mutter der Künste, der Waffen und der Gesetze?1

Francis Klakocer
Überstezung: Barbara Bullwinkel

  1. Frei nach J. du Bellay, in Regrets: “France, mère des arts, des armes et des lois“. ↩︎
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